Das 1862 im Südburgund entstandene Schloss wurde 1989 aus seinem Dornröschenschlaf geweckt und eine sehr intensive, schöne sowie interessante Zeit begann. Viele schöne Begegnungen fanden statt und interessante Aktivitäten haben wir alleine oder in Zusammenarbeit mit anderen Personen durchgeführt.
Espace Château DES ist nun offiziell seit 2023 als Naturschutzgebiet ausgewiesen! Diese Auszeichnung ist das Ergebnis unseres engagierten Einsatzes für die Erhaltung der Natur und schafft eine wunderbare Umgebung, von der nun alle unsere BesucherInnen profitieren können. Das Naturschutzgebiet Espace Château DES bietet nicht nur eine beeindruckende Kulisse, sondern auch eine reiche Vielfalt an Fauna und Flora, die es zu entdecken gilt. Espace Château DES steht für ein ganzheitliches Erlebnis, das auch Kreativität, Kultur-Wellness und Nachhaltigkeit, sowie eine entspannte Zeit im Park mit seinen majestätischen Bäumen und verwunschenen Ecken einschliesst. Wir sind stolz darauf, nicht nur einen Ort der Erholung, sondern auch einen Raum der nachhaltigen Inspiration und Kreativität zu sein und zu bieten!
Was ist ECD? – Ein Gespräch über einen Ort mit einem offenen Konzept, zwischen dem Office de tourisme Saône-et-Loire Dijon und Lorenz Klotz. Juni 2025
Frage:
Was bedeutet eigentlich ECD?
Antwort:L
ECD steht für Espace Château DES. „Espace“ meint Raum – im wörtlichen Sinn, aber auch im übertragenen: Raum zum Leben, Arbeiten, Denken, Ausprobieren. „Château“ verweist auf den Ort selbst – auf das Ensemble aus Gebäuden, Park, Geschichte. Und „DES“ ist offen gehalten. Es steht für das, was am Ort passiert: des arts, des ateliers, des rencontres, des séjours, des tentatives. Diese drei Buchstaben bilden die Brücke zu den Aktivitäten, die sich rund um den Ort entfalten – ohne sie einzuengen.
Frage:
Wie begann die Geschichte von ECD?
Antwort:L
Mit einem Entschluss: Wir wollten einen Ort zum Leben und Arbeiten – jenseits städtischer Enge, ohne institutionellen Rahmen, aber mit Substanz. Frankreich war damals, Ende der 1980er-Jahre, ein Land, in dem man sich das noch leisten konnte. Mitterrand war Präsident, die soziale Infrastruktur funktionierte, es gab Freiräume – auch kulturell. Wir suchten einen Ort, der beides ermöglichen würde: Rückzug und gemeinsames Tun. Wohnen und arbeiten. Allein und mit anderen.
Frage:
Warum gerade Burgund?
Antwort: L
Wegen der Landschaft, der Geschichte, der Nähe zu Cluny. Dieser kulturelle Humus war uns wichtig. Hier stand nicht einfach ein Haus in der Landschaft – hier stand eine Anlage mit Vergangenheit. Das Schloss, der Park, die Nebengebäude: alles in ruinösem Zustand, aber mit erkennbarer Struktur. Der Ort wurde ursprünglich von Jules Blassard aufgebaut – ein lokal bedeutender Wohltäter und Unternehmer. Wir waren mit zwei kleinen Kindern, einer Idee und viel Eigenleistung unterwegs. Fast alles, was heute steht, ist selbst renoviert – als Bricoleure. Unsere beiden Kinder sind auf einer Baustelle aufgewachsen. Bauhütte, Lehm, Betonmischer, improvisierte Küche.
Frage:
Gab es einen zentralen Moment, in dem klar war: Das ist es?
Antwort: L
Wir haben während mehreren Jahren gesucht und sind per Zufall auf dieses Objekt gestossen. Ja – es war die Verrière. Diese feingliedrige Eisen-Glas-Struktur – 180m2 gross und 7m hoch und breit -, aus der Zeit des Eiffelturms, eingebettet zwischen den verbliebenen Häusern, war der Moment des “coup de foudre”. Sie war verfallen, aber intakt genug, um die Kraft ihrer Konstruktion noch zu spüren. Sie wurde zum Herzstück. Alles andere – Schloss, Werk- stätten, Wohneinheiten – gruppierte sich darum. Auch der Park, der sich mit 40.000 m² nach aussen öffnet, wurde um dieses Zentrum herum neu gedacht.
Frage:
Wie ging es dann weiter?
Antwort: L
Langsam. Über viele Jahre. Es war kein Projekt im klassischen Sinn. Kein Businessplan. Wir haben gebaut, wenn Material und Geld da war. Haben gelernt, was wir konnten, und improvisiert, wenn wir mussten. Es gab Phasen des Stillstands, Rückschläge, Umwege. Wir haben in dieser Phase “die geschärften Langsamkeit” entwickelt . Aber auch viele Begeg-nungen: mit Handwerkern, Freunden, Künstlerinnen, Nachbarn. Menschen, die halfen oder wiederkamen.
Frage:
Was bedeutet in diesem Zusammenhang „geschärfte Langsamkeit“?
Antwort: L
Verlangsamen, ja – aber nicht im Sinne von Stillstand. Geschärfte Langsamkeit heisst, nicht mitmachen zu müssen, wenn alles schneller wird. Es heisst, sich der Reizüberflutung zu entziehen, nicht alles tun was möglich wäre. Es ist eine Form der Aufmerksamkeit, die be -wusst entscheidet, was sie zulässt – und was nicht. Dazu gehört auch, sich zu verweigern, autonom zu handeln, die eigene Geschwindigkeit zu finden. Und gleichzeitig offen zu bleiben: für andere Menschen, für andere Perspektiven. Es braucht soziale Kompetenz, nicht Rückzug ins Eigene.
Frage:
Wann wurde daraus ECD?
Antwort: L
ECD ist kein Name, der von Anfang an da war. Der Ort war zuerst privat – eine Mischung aus Baustelle, Atelier und Zuhause. Mit der Zeit entstand der Wunsch, ihn zu öffnen. Nicht für den Tourismus, sondern für Menschen, die eine Zeit lang mitleben, mitarbeiten oder einfach da sein wollen. Der Begriff ECD kam später – als Klammer für das, was wir hier erlebt und aufgebaut haben: ein Ort, der ohne grosse Worte und Gesten funktioniert, weil er eine klare Haltung hat.
Antwort: L
2025 markiert für uns einen Wendepunkt. Über drei Jahrzehnte lang waren wir die Gestal- tenden – wir haben organisiert, geplant, umgesetzt. Es fanden Konzerte statt, Ausstellun- gen, Theateraufführungen, ein eigenes Festival, Kurse, ein Weihnachtsmarkt. Und es war unser Zuhause. Das war keine Kulisse, sondern gelebte Praxis: Wir waren die Macher, der Ort lebte durch unsere Initiative. Alles, was heute als Struktur sichtbar ist, hat seine Wurzeln in dieser Zeit.
Frage:
Und wie sieht ECD heute aus?
Antwort: L
Es gibt mehrere Zimmer für die Gäste. Ein grosser Park mit alten und neu gepflanzten Bäumen, Wasserlauf, offenen Bereichen. Ateliers für Keramik, Holz, Metall, Malen – nicht luxuriös, aber funktional. Die Verrière ist nach wie vor Zentrum und verbindender Raum. Und es gibt eine Haltung: Der Ort zwingt niemandem etwas auf. Es finden Sommerkurse statt ab und zu auch ein event. Wer will, findet Gemeinschaft, Ruhe, kreatives Schaffen oder kontemplatives Sein.
Frage:
2025 hast du als Jahr der Transition beschrieben – was verändert sich jetzt?
Antwort: L
2025 ist ein Jahr der Übergänge. Nach all den Jahren treten wir aus der Macherrolle zurück. Wir bleiben am Ort, aber wir gestalten nicht mehr aktiv. Ab 2026 sind es die Gäste, die Ein- geladenen, die ihre Ideen und Projekte mitbringen. Wir stellen den Rahmen, öffnen das Gelände, aber wir kuratieren nicht mehr.
Wir sind weiterhin da, aber nicht mehr als Initiatoren oder Veranstalter. ECD soll offener werden – für Gäste, die selbst etwas mitbringen: eine Idee, ein Projekt, eine Fragestellung, einen künstlerischen oder handwerklichen Impuls. Wir halten den Rahmen, stellen Raum und Zeit zur Verfügung, aber greifen nicht mehr inhaltlich ein.
Jetzt geht es darum, Strukturen zu schaffen, die ECD auch dann tragen, wenn wir weniger präsent sind. Nicht im Sinne einer Institution, sondern als offener Rahmen. Eine Phase des Nachjustierens, des Übergangs. Nicht rückwärtsgewandt – aber bewusst.
Das ist eine tiefgreifende Entscheidung. Es geht nicht darum, sich zurückzuziehen, sondern darum, Raum freizugeben. Der Ort soll lebendig bleiben – aber auf neue Weise. Weniger kuratiert, mehr getragen von dem, was von aussen kommt. Wer heute nach ECD kommt, trifft auf eine gewachsene Struktur, aber keine fertige Bühne. Was entsteht, ergibt sich aus dem Moment, den Menschen, dem Ort selbst.
ECD wird damit nicht weniger – aber anders. Und vielleicht klarer in dem, was es im Kern immer war: ein offener, gemeinsamer, stiller Möglichkeitsraum.
Frage:
Was erwartet die Menschen, die morgen nach ECD kommen?
Antwort: L
Ein ruhiger, funktionaler Ort mit Geschichte. Keine Animation, keine Angebote auf Abruf. Wer arbeitet, kann das tun – in den Ateliers oder draussen. Wer Rückzug braucht, findet ihn. Wer Austausch sucht, wird ihm begegnen. Es gibt keine feste Form, aber eine klare Haltung: Zeit haben, präsent sein, sich einlassen. Es wird mehrer unabhängige Wohneinheit geben, sowie die Möglichkeit einen Atelierarbeitsplatz zu haben und einen grossen gemeinsamen Raum die Verrière, das gemeinsame Zentrum und den Park. Die Aufenthalte sind zeitlich begrenzt.
Frage:
Was bleibt von dieser Geschichte?
Antwort: L
Keine Marke, kein Produkt, kein Format. Sondern ein Ort, der wirklich da ist. Mit Gebrauchs- spuren, Brüchen, Eigenheiten. Und der Möglichkeit, für eine Zeit hier zu sein – ohne Rolle, ohne Erwartung, ohne Pflicht. Wer kommt, bringt etwas mit. Wer geht, nimmt etwas mit. Alles andere ist Bewegung.
Frage:
Und wenn niemand kommt?
Antwort: L
Dann bleibt der Ort still. Das war von Anfang an so und ein Teil seiner Logik: Er braucht keine ständige Nutzung, keine Auslastung. Er ist da, auch wenn niemand da ist. Und das ist vielleicht seine grösste Stärke. Die Fauna und Flora entfaltet sich auch ohne Menschen. Sie holt sich das Terrain zurück.